Test-Bericht: Bootsführerschein in einer Woche machen?
November 2019
Rein ins Vergnügen auf dem Wasser: Mit einem eigenen oder gecharterten Boot kann jeder zum Kapitän werden und auf Seen, Flüssen und dem Meer unterwegs sein. Zuvor empfiehlt sich das Ablegen eines Bootsführerscheins - besonders für alle diejenigen, die eine etwas größere Motorisierung bevorzugen ist das Pflicht. Zahlreiche Fahrschulen bieten den Führerschein an, einige sogar in einem Kompaktkurs. Doch ist es ratsam, den Bootsführerschein innerhalb von einer Woche zu machen? Wir haben es getestet.
Der Freizeittourismus in Deutschland boomt, das gilt besonders für den Wassertourismus. Kein Wunder, heute kann sich fast jedermann auch ohne Führerschein zum Beispiel ein „Wohnboot“ für Binnengewässer mieten. Doch wer sein Boot souverän auf Flüssen und Seen bewegen will, womöglich mit einem leistungsstärkeren Motor, der kommt am Sportbootführerschein nicht vorbei.
Den amtlichen „Sportbootführerschein Binnen“ gibt es für die Versionen „Segel“ und „Motor“, der Führerschein für Seegewässer umfasst beide Antriebsarten.
Sechs Tage Theorie und dann die Prüfung
Zur Prüfungsvorbereitung bieten zahlreiche Fahrschulen mehrwöchige Kurse mit einzelnen Schulungstagen sowie kurze Intensivkurse an. Wir haben einen intensiven Kombinationskurs für die Kategorien „Binnen Motor“ und „See“ einer Bootsfahrschule an der Müritz gewählt: drei Schulungstage Binnen, drei Tage See, anschließend Prüfung.
Doch ist das nicht zu viel Lernstoff und kommt man in den verschiedenen Kategorien nicht vielleicht durcheinander? Antwort: Ja, es ist zu schaffen. Zwar nicht im Vorbeigehen, denn die jeweils 300 Fragen (mit je vier möglichen Multiple-Choise-Antworten) sind eine Menge Stoff, aber mit den offiziellen Lernunterlagen (erhältlich um Buchhandel) ist das kein großes Problem. Noch leichter geht es mit einem Lernprogramm fürs Smartphone (für ein paar Euro als App erhältlich). Damit lassen sich die Prüfungsbögen beliebig oft durcharbeiten. So oft, bis die Fehlerquote niedrig ist und man sich sicher genug fühlt.
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Derart gerüstet, kann sich jeder in den theoretischen und praktischen Unterrichtsstunden darauf konzentrieren, ein allgemeines Verständnis und Gefühl für die ganz eigene Welt auf dem Wasser zu entwickeln.
Bojen, Tonnen und Schilder lernen
Und die hat es durchaus in sich: Ähnlich wie im Autoverkehr gibt es Verkehrsvorschriften und -zeichen für Wasserstraßen. Wer zum Beispiel die allgemeine Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h auf einem Fluss nur um 3 km/h überschreitet, dem drohen empfindliche Strafen. In Ufernähe darf oft nur maximal 6 km/h gefahren werden. Neben Verkehrszeichen wie Tonnen, Bojen und Schildern müssen Schiffe zum Beispiel je nach Größe und Antrieb genau vorgeschriebene Sichtzeichen setzen. Zudem gibt es spezielle Lichtzeichen und Schallsignale.
Und als ob das nicht genug wäre, unterscheiden sich die Vorschriften und Zeichen zwischen Binnengewässern und dem Meer zum Teil erheblich. Wer den Seeschein erwerben will, dem werden außerdem Grundkenntnisse in der Navigation vermittelt, so dass zum Beispiel eine Navigation auf der Nordsee problemlos möglich ist.
Das klingt nach einer Menge Information und Fakten - doch keine Angst: Mit dem nötigen Lernfleiß und Spaß an der Sache lässt es sich Schritt für Schritt in die Materie eintauchen, und auch die acht vermittelten Standardknoten, um Leinen untereinander oder am Boot oder im Hafen zu befestigen, sind kein Hexenwerk. Ein wenig praktische Ausbildung gehört natürlich auch dazu. Gerade so viel, dass jeder Prüfling zumindest mit seinem Boot ab- und anlegen sowie einen über Bord gegangenen Passagier wieder aufnehmen kann.
Stolz auf den Bootsführerschein
Für die Theorieprüfungen bleiben schließlich eine Stunde (See) bzw. 45 Minuten (Binnengewässer) Zeit. Für die praktische Prüfung gibt es dagegen keine Vorgabe, so dass man sich dafür alle Zeit nehmen sollte, um etwa Hektik und Steuerfehler zu vermeiden.
Vielleicht mit ein wenig Stolz hält der Teilnehmer am Ende der Mühen die kleine Plastekarte in der Hand und darf nun amtlich Boote bis 20 Metern Länge steuern. Darf. Denn bis zum Können fehlen noch etliche Seemeilen oder Kilometer Fahrpraxis. Aber das ist beim Autoverkehr schließlich genau so.
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