11 Tipps entlang der unteren Havel
Oktober 2020
Der Havelradweg ist noch ein Gemeintipp. Natur pur und voller Entdeckungen: Besonders die untere Havel zwischen Rathenow und der Mündung in die Elbe empfiehlt sich für einen Wochenendausflug. Wir geben 11 Insider-Tipps entlang der Strecke, die nicht sofort auffallen, aber einen Stopp wert sind. Es sind besondere Menschen, Projekte und Orte – die sich während einer Radtour, aber auch als einzelne Reiseziele, empfehlen.
1. Heimatmuseum Schollene Was ist eigentlich Pelose? Seit den 1920er Jahren wird der Heilschlamm im Schollener See abgebaut. Er hilft unter anderem gegen rheumatische Krankheiten. Über den Abbau dieses einmaligen Produktes kann man sich im Heimatmuseum Schollene informieren. Ebenso über eine weitere Besonderheit des Sees, die schwimmenden Inseln. Vor mehr als 20 Jahren haben Bewohner des Erholungsortes damit begonnen, Utensilien zur Geschichte von Schollene zusammenzutragen und sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Entstanden ist ein Heimatmuseum, in dem auch viel über das dörfliche Leben der vergangenen 100 Jahre zu entdecken ist. Geöffnet ist sonntags, sowie nach telefonischer Absprache.
2. Elbe-Havel Brauerei Kraftbier am Havelradweg? Fast. In der Mikrobrauerei in Schollene braut die Familie Kleinod selber Bier. Im Angebot sind meistens fünf Sorten, darunter Helles, Pils, Dunkels, Hefe, aber auch passende zu den verschiedenen Jahreszeiten, wie das Winterbier oder das Märzen. Das Bier wird nach dem Brauen nicht behandelt, sondern pur in Flaschen und Fässer abgefüllt und frisch verkauft. Zum Bierchen empfiehlt sich ein Essen im angrenzenden Restaurant. Wer mehr über das Bier und deren Herstellung erfahren möchte, kann an einer Brauereiführung oder am Schaubrauen teilnehmen. Anmeldungen für Restaurant und Führungen sind zu empfehlen. Geöffnet ist die Brauerei jeden Tag außer montags und dienstags. Zum Wohl!
3. Alte Molkerei Molkenberg Wer in Richtung Havelberg unterwegs ist, sollte kurz vor dem Ort Molkenberg rechts abbiegen. Versteckt unter und hinter Bäumen befindet sich die Alte Molkerei. Der Backsteinbau wird heute von Jugendgruppen genutzt, die sich zum Beispiel für Seminare treffen. Aber auch Radlergruppen, die eine Unterkunft suchen, sind in der Begegnungsstätte willkommen. Im Gebäude erinnert nach der Sanierung noch immer viel an die ehemalige Nutzung als Molkerei. Ganz neu am Haus ist allerdings der Rastplatz. Fahrradfahrer können hier an einem idyllischen Ort einen Stopp einlegen, sogar Volleyball oder Tischtennis spielen. Ein kleiner Weg führt zu dem rund 200 Meter entfernt liegenden Zugang zur Havel. Hier kann sogar gebadet werden.
4. Havelspinner Garz Wer altes Handwerk und eine regionale Bekanntheit treffen möchte, sollte einen Stopp in den Havelhöfen in Garz einplanen. Auf dem linken Hof wohnt und lebt Rainer Wittenburg, der Havelspinner. Er betreibt hier seine kleine Werkstatt und stellt in historischer Art mit einem Spinnrad unter anderem Topflappen, Taschen, Decken und Schals aus Schafwolle her. Wer ganz viel Glück hat, trifft gleich eine ganze Gruppe Spinner an. Frauen und Männer der Region haben sich zu einem Verein zusammengeschlossen und wollen das alte Handwerk zeigen und erhalten.
5. Havelhöfe Garz Die Havelhöfe sind auch ohne Havelspinner einen Besuch wert. Ein Berliner Architekt hatte die Höfe einst übernommen und als Hotel, Pension, Ferienwohnung, Treffpunkt und Ort für Feierlichkeiten umgebaut. Noch immer entstehen neue Details auf den typischen Vierseitenhöfen – und weitere Unterkünfte. Viele Radler übernachten in den Unterkünften, genießen abends die erholsame Sauna, besichtigen den Ort direkt an der Havel und reisen nach einem Frühstück wieder weiter. Allerdings nutzen Familien auch für ihren Jahresurlaub den Hof. Sie buchen sich zwei Wochen lang ein und entdecken von hier aus das wunderschöne Havelland.
6. Schinkelkirche Kuhlhausen Radler sollten bereits vor Kuhlhausen auf die Bremse treten. Der Weidendom vor dem Dorf hat einen Aussichtsturm, von dem aus man über die Hafelauen und Deiche blicken kann. Mitten im Ort steht dann ein Gebäude, deren Architektur in einem Bauern-und Fischerdorf nicht zu erwarten ist. Die Kirche ist ein klassizistischer Bau, der nach dem berühmten Architekten Schinkel angelegt wurde. Das Gotteshaus ist für jeden Besucher geöffnet. Im Eingangsraum stehen für Radfahrer sogar Getränke mit einer Kasse des Vertrauens bereit. Der Besuch lohnt sich!
7. Altstadtinsel Havelberg Wer Ruhe, Entspannung und Kultur sucht, ist in Havelberg genau richtig. So sagt es die Tourismusverantwortliche der Hansestadt. Aber auch Aktivurlauber kommen auf ihre Kosten. Gleich sieben Radwege kommen in Havelberg an. Auf der Altstadtinsel warten kleine Gassen, viele historische Häuser und Kirchen sowie ein Marktplatz, auf dem sogar noch regionale Waren angeboten werden. Tipp: Einfach etwas Zeit einplanen und treiben lassen.
8. Yachthafen Havelberg Havelberg ist von Wasser umgeben. Da liegt es natürlich nahe, sich auch auf das Wasser zu begeben. Das geht am besten vom kleinen Yachthafen aus. Dort können Hausboote, Kanus, Tretboote und sogar ein Motorkatamaran ausgeliehen werden. Nur mit kleineren Booten bzw. Kanus kann die Insel der Altstadt wirklich umrundet werden, da der Stadtgraben nicht sehr tief ist. Mit dem größeren Boot empfiehlt sich eine Tour auf der Havel vorbei am Haus der Flüsse in Richtung Nitzow. Mitten im Fluss liegt die Liebesinsel, Nitzow hat eine Anlegestelle und einen kleinen Badestrand.
9. Domkurie Havelberg In Havelberg gibt es rund um den Dom mehrere sogenannte Domherrenkurien. Das waren Wohnhäuser der Domherren. Auch heute werden sie meist zu Wohnzwecken genutzt. Eine Ausnahme macht die D8, die Kurie in der Domherrenstraße 8. Ein Verein rettete das rund 300 Jahre alte Fachwerkhaus vor dem Abriss. Das fast verfallene Gebäude wurde aufwendig saniert, beinhaltet nun neben einer privaten Wohnung auch eine Ferienwohnung, einen Saal, eine Bibliothek sowie ein Café. Den Kaffee sollte man jedoch im wunderschönen italienischen Garten der D8 einnehmen. Dort wohnen sogar vier nette und zahme Esel.
10. Sonnenhaus Havelberg Vor dem „weltbesten Frühstück“ am Morgen erleben die Gäste des Sonnenhauses in Havelberg eine Nacht in einem besonderen Ambiente. Familie Hallmann hat das fast 300 Jahre alte Gebäude komplett saniert und für Urlauber, die nur eine Nacht oder viele Wochen bleiben möchten, hergerichtet. Sie betreibt es allerdings nicht als normale Pension, sondern im Sinne der aus Frankreich bekannten Chambre d’hotes. Das sind, einfach gesagt, Privatunterkünfte mit Familienanschluss. Die vier Zimmer sind stilistisch und architektonisch ein Erlebnis. Der Ausblick Richtung Kirche, die Gastgeberfamilie, das regionale Frühstück, die Regendusche und das breite Bett: Ein Insidertipp.
11. Havelmündung Der absolute Höhepunkt kommt am Ende. Zwischen Havelberg und Wittenberge mündet die Havel in die Elbe. Viele Kilometer weit fließen die beiden Flüsse in Sichtentfernung nebeneinander her. Dazwischen verläuft lediglich ein Deich, der mit einem Radweg versehen ist. Dieser Weg ist ein absolutes Muss für alle, die Natur lieben, Vögel beobachten möchten und in einer einmaligen Auenlandschaft radeln wollen. Viel schöner geht es nicht. Für die Beschreibung fehlen die Worte. Hinfahren und selbst erleben!
Wir haben den unteren Havelradweg getestet und beschreiben ihn in einem ausführlichen Bericht.
Zu dieser Reise sind wir von der Hansestadt Havelberg, der Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land und der Lokalen Aktionsgruppe „Elb-Havel-Winkel“ eingeladen worden. Sehr vielen Dank!
Text und Fotos: Björn Menzel
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