Test-Bericht: Radtour entlang der Unstrut

Mai 2019

In Deutschland führen Tausende Kilometer Radwege entlang von Flüssen. Der bekannteste und beliebteste Weg ist der Elberadweg. Doch auch die kleineren Touren entlang kürzerer Flüsse haben ihren Reiz. Wir haben für euch den Unstrut-Radweg getestet. Denn wer einmal drei oder vier Tage Zeit hat, in die Natur möchte und dabei noch historische Kleinstädte und eine besondere Weinregion erleben will, ist im Unstrut-Tal genau richtig. Hier folgt der „Ferien am Wasser“-Testbericht:

Der Fluss – die Unstrut

Die Quelle der Unstrut befindet sich bei Dingelstädt im thüringischen Eichsfeld in der Nähe von Kefferhausen. Dort startet auch der Radweg für alle die von der Quelle zur Mündung fahren möchten. Der Fluss ist anfangs recht spärlich und nicht sehr wasserreich. Das ändert sich jedoch etwas im Verlauf aufgrund einiger kleiner Zuflüsse. Die Unstrut ist insgesamt 192 Kilometer lang und mündet in Sachsen-Anhalt bei Freyburg in die Saale. Dort endet auch die Radtour.

Auf dem Fluss ist recht wenig Bootsverkehr. Allerdings gibt es jede Menge Stellen zum Einsetzen von Kajaks und Kanadiern. Die Unstrut ist nicht sehr tief und breit, schlängelt und mäandert jedoch oft sehr natürlich durch das Thüringer Becken, die Kyffhäuserregion sowie den Burgenlandkreis – dort vor allem durch das bekannte Weinanbaugebiet „Saale-Unstrut“.

Der Weg – Radeln am Ufer

Der Radweg entlang der Unstrut startet in Kefferhausen in Thüringen. Er ist, wie der Fluss selbst, ungefähr 190 Kilometer lang und wird durchgehend mit einem Schild gekennzeichnet. Auf dem Schild befindet sich ein blaues U sowie der Schriftzug „Unstrut-Radweg“. Die Beschaffenheit des Fahrweges besteht zu mehr als 90 Prozent aus Bitumen. Der Rest ist aus leichtem Schotter. Es gibt im Grunde keine Stelle, die mit dem Rad nicht passierbar ist.

Meistens verläuft der Radweg direkt entlang am Fluss. Da die Ufer der Unstrut nicht oft mit Bäumen bewachsen sind, gibt es nur sehr wenige schattige Waldstellen zu passieren. Die meisten Abschnitte verlaufen über wunderschöne Fluss-Wiesen, aber auch direkt auf dem Deich. Leider gibt es gerade zu Beginn der Tour hinter Mühlhausen auf denen man landwirtschaftliche Wege über Äcker passiert und die damit etwas monoton sind. Das ändert sich spätestens ab Bad Langensalza, wo der Radweg durch ein wunderschönes Naturschutzgebiet führt.

Die Sehenswürdigkeiten – Kultur pur

Historisch hat die Region rund um den Radweg sehr viel zu bieten. Bad Langensalza ist aufgrund ihrer Innenstadt allein schon eine Reise wert. Da wechseln sich sanierte Fachwerkhäuser und Brunnen mit prachtvolle Kirchen und Burgen ab. In Sömmerda führt der Unstrut-Radweg direkt an der Dreyse-Mühle, einer historischen Ölmühle, vorbei. Es folgen die Burgruine Sachsenburg, die Wasserburg Heldrungen sowie das zur Straße der Romanik gehörende neu sanierte Kloster Memleben.

Zu den Höhepunkten aus kultureller Sicht zählen sicherlich die Arche Nebra, das Städtchen Freyburg mit seinen Weinhängen sowie Naumburg mit der Weltkulturerbestätte, dem Naumburger Dom. Besonders das Unstrut-Tal vor Freyburg ist so pittoresk wie einzigartig. Bereits seit Ende des 18. Jahrhunderts befinden sich kleine Häuser in den Weinlagen, die Hänge werden noch heute liebevoll gepflegt. In Freyburg kann die berühmte Rotkäppchen-Sektkellerei besucht werden und Naumburg lädt mit ihren weltbekannten Dom-Figuren ein. Kurzum: Die Strecke hat auf kurzer Distanz mehr zu bieten, als wohl so mancher Radfahrer aufnehmen kann. Denn irgendwann heißt es ja immer: Jetzt geht es weiter.

Die Verpflegung – Schokoriegel einstecken

Wer viel radelt, möchte auch gut essen und trinken. Eines vor weg: Wer eine Bewirtung findet, kann sich auf schmackhaftes Essen freuen. Leider sind jedoch, gerade in der Nebensaison, die Einkehrmöglichkeiten nur sehr rar gesät. Da heiß es Schokoriegel und eine extra Getränke-Flasche einpacken. Viele kleine Cafés und Kioske öffnen wirklich nur in der Hauptsaison. Andere gar nicht mehr. Das ist schade, denn der Unstrut-Radweg scheint auch in der Nebensaison gut besucht zu sein. Fahrradfahrer sollten also keine Gelegenheit auslassen, wenn ein Radler-Stopp offen ist.

Trotzdem an dieser Stelle ein paar lukullische Tipps: Ur-gemütlich und ursprünglich ist der „Unstrut-Grill“ wenige Kilometer hinter Bad Langensalza. Der Inhaber packt frische Thüringer Bratwurst und Rostbrätl auf den Grill. Die Gäste sitzen in einem schönen Garten direkt an der Unstrut und können auf den Fluss blicken. Im Kloster Memleben befindet sich ein kleines Café. Das ist allerdings ohne bezahlte Eintrittskarte nicht zu erreichen. In der Freyburger Altstadt gibt es noch einen kleinen Bäcker, der traditionell bäckt und sehr leckeren Kuchen anbietet. Und wer es zünftig mag, hält in Artern am Hotel Friedchen mit eigener Schlachterei zum warmen Mittag oder Abendessen an.

Die Unterkünfte – Schlafen im Weinberg

Grundsätzlich gibt es an Übernachtungsmöglichkeiten entlang der Unstrut keine Not. Allerdings haben die Radler wie so oft das Problem, dass sie nur eine Nacht bleiben möchten. Das schränkt die Auswahl etwas ein, da vor allem Ferienwohnungen und Ferienhäuser auf eine Mindestmietzeit bestehen. In der Nebensaison können Radtouristen getrost ohne Vorreservierung losfahren. In der Hauptsaison empfiehlt es sich jedoch, Unterkünfte im Voraus zu buchen.

Vor allem in den etwas größeren Orten gibt es genug Angebot. Pensionen und Hotels befinden sich in Mühlhausen, Bad Langensalza, Artern, Sömmerda, Naumburg und Freyburg. Ein besonderer Tipp ist eine Übernachtung auf einem Weinberg. Dafür lohnt es sich, die Radstrecke und damit das Unstrut-Tal ein klein wenig zu verlassen. Der Blick über das Tal und die morgendlich aufgehende Sonne über den Weinreben entschädigen für den steilen Aufstieg auf den Hang.

Unstrut-Radweg auf einen Blick

  • Start-Ziel: Kefferhausen bis Naumburg
  • Anreise: per Bahn nach Mühlhausen
  • Abreise: per Bahn von Naumburg
  • Strecke: rund 190 Kilometer in drei bis sechs Etappen
  • Kennzeichnung: blaues U auf weißem Grund
  • Höhenunterschied: ca. 300 Meter
  • Fahruntergrund: überwiegend Bitumen
  • Informationen: unstrutradweg.de
  • Anschlusswege: Saale-Radweg ab Naumburg
  • Besonders sehenswert: die Weinregion
  • Verbesserungswürdig: Verpflegungsstationen
  • „Ferien am Wasser“-Test-Note: vier von fünf Sternen

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Text: Björn Menzel

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