Grundstück geerbt, was nun? – Ferienwohnung als Alternative

August 2019

Gerade ist Bettenwechsel. Die bisherigen Gäste sind vor wenigen Stunden abgereist. Die neuen Urlauber beziehen gleich ihre Wohnung auf Zeit. Frische Blumen stehen auf dem Küchentisch bereit. Die Betten sind bezogen. Die Auszeit in „Hopkas Spreewaldstall“ mitten im Dörfchen Lehde kann beginnen. Was jetzt nach Routine klingt, war nicht immer so. Im Gegenteil. Dort, wo nun Gäste schlafen, wohnten bis vor wenigen Jahren noch Kühe. Sie gehörten den Eltern von Christoph Golinski. Er erbte den Hof und stand vor der Frage: Was nun?

Christoph ist im Spreewald aufgewachsen. Auf dem Grundstück lebte er einst mit Eltern und Großeltern unter einem Dach. Zum Hof gehörten auch ein Stall für die Kühe sowie etwas Land. Die Eltern bewirtschafteten den Betrieb. Aber bereits in den neunziger Jahren war klar, dass aus wirtschaftlichen Gründen eine Übernahme oder Weiterführung des Hofes vollkommen unmöglich ist. Christoph musste sich eine andere berufliche Perspektive suchen, die ihn nach Norddeutschland geführt hat. Dort lebt er noch heute. Wenn es gut läuft, schafft er es mit dem Auto in viereinhalb Stunden in seine Heimat. Wenn es schlecht läuft, können es auch sieben werden.

Seitdem Christoph fernab seiner Heimat lebt, pendelt er regelmäßig in den Spreewald. Im Mai 2016 erbte er den Hof und stand vor der Frage, was aus dem elterlichen Grundstück und den Gebäuden werden soll? „Ich konnte mir zu keiner Zeit vorstellen, dass dort mal andere Menschen leben und ich davor stehe und nicht mehr auf unseren Hof gehen kann“, sagt er. Und auch wenn er vorhat, in einigen Jahren wieder in seine Heimat zurückzukehren. Bis es soweit ist, müssen die Gebäude erhalten werden und sollten nicht leer stehen.

Das geerbte Grundstück liegt direkt am Wasser

Christoph hat Glück. Sein Elternhaus steht mitten in Lehde. Das Dorf befindet sich im Spreewald und ist bei Touristen sehr bekannt und beliebt. Schon Theodor Fontane bereiste den Ort und beschrieb ihn in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ als Venedig im Kleinformat. Vor allem die zahlreichen Kanäle, im Spreewald Fließe genannt, lassen das Dorf an die Lagunenstadt erinnern. Straßen gibt es nicht, die meisten Grundstücke sind nur über das Wasser zu erreichen.

Der alte Kuhstall von Christoph steht direkt an der Spree. Touristen lieben derartige Wasserlagen. So lag es für den Erben nahe, aus dem Gebäude moderne Ferienwohnungen zu errichten. „Vielleicht gelingt es mir damit, den Hof erhalten zu können“, sagt der frisch gebackene Vermieter. Doch bevor die ersten Gäste ihre Unterkünfte beziehen konnten, lag jede Menge Arbeit und Bürokratie vor dem Hofbesitzer. Der Ort Lehde ist ein Flächendenkmal, was das Bauen und Sanieren zwar interessant, aber nicht immer einfach macht.

Gäste verbringen ihren Urlaub auf dem sanierten Hof

Der Stall musste komplett entkernt werden und dann begann der Umbau. Christoph arbeitete dabei mit einem Bauleiter zusammen, der jeden Tag auf der Baustelle nach dem Rechten schauen konnte. „Aus der Ferne ein so großes Projekt zu koordinieren geht allein nicht“, sagt der Bauherr. Trotzdem fährt er regelmäßig auf den elterlichen Hof – denn zu tun gibt es genug. Neben der Sanierung des Stalls müssen auch die Außenanlagen auf dem Grundstück gestaltet werden. Außerdem stehen zahlreiche Arbeiten im eigentlichen Wohnhaus an, das auch erhalten bleiben soll.

Nach mehr als einem Jahr Bauzeit ist es endlich soweit. Entstanden sind drei moderne Ferienwohnungen im ehemaligen Kuhstall. Als Andenken an seinen Opa nennt Christoph sie „Hopkas Spreewaldstall“. Die drei unterschiedlich großen Wohnungen tragen passend die Namen „Remise“, „Stall“ und „Scheune“. Zwei der drei Unterkünfte haben einen Kamin und die größte der Wohnungen ist sogar mit einer Sauna ausgestattet. Auf dem Grundstück befinden sich Terrassen, von denen die Gäste auf das Wasser blicken können. Paddler und mit Urlaubern besetzte Kähne fahren vorbei – Spreewald pur.

Die Eröffnung ist erst wenige Monate her. Doch schon jetzt freuen sich zahlreiche zufriedene Gäste über die besondere Unterkunft mitten im Spreewald. „Ohne die Unterstützung durch meine Familie in wäre dieses Projekt so nicht zu stemmen gewesen“, sagt Christoph. Die Mühe hat sich gelohnt. Die Ferienwohnungen sind bereits im ersten Jahr gut gebucht. Christoph Golinski hat ein Grundstück mit alten Gebäuden und damit auch eine Bereicherung in seinem Leben geerbt. Die Alternative, den elterlichen Hof für Feriengäste herzurichten, macht es möglich.

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Text: Björn Menzel, Fotos: Christoph Golinski

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