Bootshaus in Teterow – ein Traum am See

Dezember 2018

Jetzt sitze ich auf einem Boot. Unter mir das klare Wasser. Vor mir die glatte Oberfläche vom Teterower See. Sie geht fast bis zum Horizont, hinein in den grünen Schilfgürtel. Im Gegenlicht verschwindet ein Angler. Eine Seeschwalbe segelt durch die Luft. Ruhe. Wenig Wind. Neben mir das kühle Feierabendbier, ein Stück Brot und ein Apfel. Es ist Juli. Die abendliche Ausfahrt auf den See gehört zum Rhythmus dieser Tage.

Wir haben uns einen Traum erfüllt. Zusammen mit meiner Freundin habe ich ein Bootshaus gekauft. So richtig am See. Mitten in Mecklenburg. Auf Pfählen stehend, mit einem Reetdach gedeckt. Unter dem Fußboden plätschert das Wasser. Ein Rolltor hebt sich. Ein Boot kann in das Haus einfahren. Vom Balkon schweift der Blick über den See. Wer auf dem Steg sitzt, kann die kleinen Fische beobachten, die in regelmäßigen Abständen vorbeigeschwommen kommen. Oder die Schwäne. Wir nennen es das BOOTSHAUS AM TETEROWER SEE.

Mecklenburg ist Land der Bootshäuser

Wir haben uns einen Traum erfüllt – ein Bootshaus. Und das kam so. Wie viele andere auch, fühlen wir uns zum Wasser hingezogen. Ich habe gelesen, dass es am menschlichen Körper liegen soll. Der besteht selbst zum größten Teil aus Wasser. Vor etwa zwei Jahren begann ich damit, das Internet nach kleinen Häusern abzusuchen, die direkt an einem See stehen. Da zu Recht in Deutschland so gut wie gar keine Ufer mehr neu erschlossen werden, würde es ein bereits bestehendes Objekt sein. Irgendwann entdeckte ich bei meiner Suche die ersten Bootshäuser.

Bootshäuser bestehen in den meisten Fällen aus Holz. Das Dach ist oft mit Reet gedeckt. Sie stehen direkt am Wasser, damit die Besitzer mit ihren Booten ohne Schwierigkeiten hineinfahren können. Damit erfüllen die Bootshäuser gleich zwei Funktionen: Sie sind Garagen und Wohnunterkünfte in einem. Besonders in Mecklenburg gibt es aufgrund der zahlreichen Seen auch jede Menge typische Bootshäuser. Manche stehen einzeln, manche als Reihenhaus. In den 1960er und 1970er Jahren entstanden ganze Kolonien. So auch am Teterower See. Angler huben dazu mit dem Spaten in der Hand Stiche am See aus, an denen die Häuser errichtet wurden.

Eine Kolonie aus Häusern am See

Teterow ist eine kleine Stadt mit etwas mehr als 8.000 Einwohnern im Norden der Mecklenburgischen Seenplatte. Da die Landschaft rund um Teterow sehr hügelig ist, wird die Gegend auch Mecklenburgische Schweiz genannt. Bekannt geworden ist die Stadt vor allem durch drei Dinge: den Bergring, eine Grasrennbahn für Motorräder, die Burgwallinsel, eine in der Slawenzeit besiedelte Insel im Teterower See sowie eine Reihe von Sagen und Anekdoten, die an die Schildbürger erinnern.

Als wir das erste Mal nach Teterow fahren, lassen wir den Ort rechts liegen und biegen gleich zum See ab, der sich an die nordöstliche Seite der Stadt schmiegt. Wir kommen an der Bootshaus-Kolonie Nummer I vorbei, einer Siedlung aus drei Reihen nebeneinanderstehenden bunten Bootshäusern. Sie ruhen wie gemalt und warten auf die Frühlingssonne. Wir gehen am Naturstrand vorbei, an dem Winter wie Sommer jeden Morgen ein paar ganz Kühne in den See tauchen und eine Runde schwimmen. Dann stehen wir vor unserem Bootshaus. Wir hatten es zuvor nur im Internet gesehen.

Aus dem Bootshaus soll ein Ferienhaus werden

Eine kleine Tür führt in den Garten. Der Rasen sprießt. Ein Boot liegt kopfüber auf der Wiese. Wir gehen vorbei und hinein ins Bootshaus. Schon nach wenigen Augenblicken sind wir in den Bann gezogen und richten das Haus bereits in Gedanken neu ein: Dort wird die Küche erweitert, da kommt eine Sitzgruppe hin, dort eine neue Wand, hier ein Bett. Wir haben Glück. Der Vorbesitzer hat uns ein gut gepflegtes Haus hinterlassen. Doch in den nächsten Monaten haben wir jede Menge vor, es nach unseren Wünschen zu renovieren und zu gestalten. Wir haben einen Plan.

Es ist April. Wir wollen den Sommer nutzen, um das Haus herzurichten. Ab dem nächsten Frühling möchten wir unser Bootshaus als Ferienhaus vermieten. Auf diesem Gebiet konnten wir bereits etwas Erfahrung sammeln. Vor drei Jahren haben wir uns ein Spreewaldhaus im Lagunendorf Lehde bei Lübbenau gekauft. Auch dieses Reetdachhaus steht direkt am Wasser, an der Spree. Wir vermieten es seitdem an Urlauber und freuen uns über Mieter, die gar nicht mehr wegwollen oder in unser Gästebuch schreiben: „Danke, dass Sie dieses Kleinod für Gäste hergerichtet haben“.

Das Feierabend-Bier mitten auf dem See

Nun beginnt die eigentliche Arbeit in Mecklenburg. Wir fahren an jedem freien Wochenende und in jeder freien Woche nach Teterow. Das Auto ist vollgepackt mit Baumaterial. Der Baumarkt um die Ecke wird zu unserer zweiten Heimat. Unsere Tage folgen nun einem immer gleichen Ablauf. Aufstehen, wenn es hell wird, frühstücken und ran an die Arbeit. Zwischendurch etwas essen, denn Bewegung macht hungrig. Das sind wir mit unseren Bürojobs in Leipzig nicht gewohnt. Auch nicht, dass wir von den alteingesessenen Nachbarn bei unseren Tätigkeiten freundlich beobachtet werden. Abends, kurz bevor es dämmert geht es hinaus auf den See.

Wir stecken dafür die Batterie an den Bootsmotor. Auf dem Teterower See sind Benzinmotoren aufgrund des Naturschutzes verboten. Wir legen unser Abendessen ins Boot, dazu kühle Getränke. Dann geht es der untergehenden Sonne entgegen. Der See ist spiegelglatt, die Luft riecht nach Wasser. Manchmal springt ein Fisch, manchmal taucht ein Haubentaucher auf, manchmal passiert gar nichts. Wir essen unser Brot und stoßen darauf an, was wir heute wieder geschafft haben. Einen schöneren Feierabend kann ich mir in solchen Momenten nicht vorstellen.

Das Bootshaus online vermieten

Drinnen im Bootshaus wird alles immer heller. Wir haben uns vorgenommen, das freundliche Weiß der skandinavischen Häuser zu übernehmen. Die Holzwände behandeln wir mit weißem Wachs, die Küche bekommt ein helles Grau, den Dielenfußboden ölen wir ebenfalls hellgrau. Alle neuen Dinge, die wir einbauen, sind aus Holz. Wir achten auf Natürlichkeit und möchten dennoch ein modernes Inneres gestalten. Es gibt Tage, die gehen gut von der Hand und es gibt Arbeiten, die nagen an den Nerven. Allein für das Streichen der neuen weißen Holzdecke in der unteren Etage benötigen wir fast zwei Wochen.

Nebenbei kümmern wir uns um alles, was für die Vermietung wichtig ist. Das Bootshaus bekommt eine eigene Homepage (Adresse steht unter diesem Text), wir schalten Anzeigen und wir suchen jemanden, der sich in der Saison um die Reinigung des Hauses kümmern kann. Wir suchen Möbel aus und Bettlaken. Vom Teelöffel bis zum Föhn muss in einem Ferienhaus alles vorhanden sein. Wir haben erlebt, dass Urlauber zwar die Natur und das Ursprüngliche suchen, aber ein Bügeleisen sollte trotzdem bereitliegen.

Natur pur in Mecklenburg-Vorpommern

Als es September wird, neigen sich die Arbeiten am Bootshaus dem Ende entgegen. Nun haben wir auch einmal etwas Zeit, die Region zu erkunden. Von Teterow aus ist es nicht weit bis zum Ostseestrand in Warnemünde und zum Hafen in Waren an der Müritz. Auch das Barlach-Museum in Güstrow lädt Besucher ein. Doch der besondere Reiz der Region liegt neben der Natur in den zahlreichen Gutshäusern und Schlössern. In dieser Dichte einmalig in Deutschland.

Da ist etwa die Burg Schlitz, aus dem ein einladendes Hotel geworden ist. Oder das Seeschloss Schorssow, an dem der Gast am Haussee sitzend seinen Mittagstisch genießen kann. Nicht zu vergessen das Schloss und Gut Ulrichshusen, ein malerischer Festspielort der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Besonders gefällt es uns im Gut Pohnstorf. Mit viel Liebe zum Detail entstand darin ein Gutscafé, das mit leckerem Kuchen auf die Besucher wartet.

Einmal fahren wir mit einem Paddelboot auf der Peene. Ein Naturpark-Ranger hat eine Führung angeboten. Los geht es im Hafen von Malchin in Richtung Kummerower See. Rechts und links des Flusses befinden sich sogenannte Stiche aus einer Zeit, als hier noch Torf abgebaut wurde. Mittlerweile sind sie mit Wasser vollgelaufen und bieten ein unwahrscheinliches Naturreservoir. Wir beobachten Kraniche, Schwäne und sogar Bieber. Auf der Rücktour entdecken wir wieder ein paar Bootshäuser, die sich im Schilf verstecken und freuen uns - dass wir uns selber diesen Traum erfüllt haben.

Das Bootshaus Am Teterower See im Internet: www.bootshaus-mecklenburg-teterow.de

Text: Björn Menzel

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