Die Faszination des Wassers

Juni 2018

Wie zwei Hamburger zu einem Bootshaus in Mecklenburg kamen

Wir lieben das Wasser und die Berge, die aus dem Wasser heraus ragen und eine Insel bilden, umgeben von Wasser und Weite.

Wir, das sind Andrea und Tilo. Andrea aus der Lüneburger Heide lebte in Berlin und Tilo aus Frankfurt lebte in Hamburg als wir uns kennenlernten. Fortan trafen wir uns regelmäßig an der Mecklenburgischen Seenplatte mit Freunden zum Paddeln. Fasziniert davon, wie alles vom Wasser aus betrachtet aussieht, paddelten wir lange Wochenenden von Campingplatz zu Campingplatz, durch Kanäle und Schleusen – vorbei an traumhaft gelegenen Wassergrundstücken und idyllischen reetgedeckten Bootshäusern.

„Zu vermieten“ stand hier und da auf einem Schild und manchmal auch die Adresse einer Webseite. Das wäre doch was, dachten wir uns. Urlaub in einem Bootshaus direkt am Wasser – auf dem Wasser und trotzdem mit einem gewissen Komfort. Fix haben wir uns die Webadresse notiert. Zuhause angekommen vergingen einige Wochen. Inzwischen lebten wir beide in Hamburg und hatten Lust auf Urlaub am Wasser. Der alte Zettel war in der Paddelausrüstung schnell zu finden, die Webseite des Bootshaus-Vermieters auch. Doch Pustekuchen, ausgebucht bis einen Sommer später.

Also ging die Suche weiter, doch kurzfristig war da nichts zu finden – und Portale, die sich auf Ferienhäuser am Wasser spezialisiert hatten, gab es 2009 noch nicht. Irgendwo tief im Internet fand Tilo im Anzeigenteil einer Lokalzeitung ein Inserat: „Bootshaus in Goldberg zu verkaufen“. Das klingt interessant, fand auch Andrea. Und mit ihr als Architektin und uns beiden als begeisterte, damals noch Hobby-Handwerker, kann man da bestimmt etwas draus machen.

Es gab ein Plumpsklo, was noch hätte errichtet werden müssen

Ein kurzer Anruf und am darauffolgenden Wochenende fuhren wir los, nach Goldberg an den Goldberger See. Genau genommen an die Mildenitz, die aus dem Goldberger See abläuft und an der die Bootshäuser stehen. Am Ende des Weges an der Mildenitz entlang angekommen, waren wir sofort begeistert von der Idylle des Ortes und den Bootshäusern mitten in der Natur.

Das Bootshaus war einfach aufgebaut, im Erdgeschoss ein großer Bootsraum, das Holztragwerk einfach von außen verbrettert. Im Obergeschoss, über eine steile Treppe erreichbar, gab es einen einfachen Aufenthaltsraum mit Zugang zum Balkon über der Mildenitz. Es gab Strom, sonst nichts. Zum Haus gehörte zudem ein 20 Meter entferntes „fiktives“ Plumpsklo, was noch hätte errichtet werden müssen. Das erwies sich aber trotzdem später noch als sehr nützlich.

Nach einer kurzen Analyse, die ergab, dass wir im ungünstigsten Fall ein ganz einfaches Ferienhaus am Wasser nur zur eigenen Nutzung haben – aus heutiger Sicht, das Beste was einem passieren kann – schlugen wir zu. Nach ein paar Tagen herumtelefonieren stellte sich schnell heraus, mit einem Anschluss an die Trinkwasserversorgung wird es nichts. Wir bekamen jedoch den Tipp für einen Brunnenbauer aus dem Nachbarort. Der Brunnenbau war sogar genehmigungsfrei und nur nach Fertigstellung anzeigepflichtig, damit bei einer Grundwasserverschmutzung alle Brunnenbesitzer informiert werden können.

Zwei Wochen später pumpte unser neuer Brunnen Grundwasser aus 24 Meter Tiefe. Wohin aber mit dem Abwasser? Weitere Recherchen auf den Webseiten der Ämter ergaben, dass es in der Region eine Verordnung gab, offene „Natur-WCs“ zu beseitigen und an Abflusssysteme oder abflusslose Sammelgruben anzuschließen. Super, dass in unserem Pachtvertrag ein Außen-WC erwähnt war.

So hatten wir wiederum drei Wochen später einen vier Kubikmeter großen Sammelbehälter auf dem Grundstück vergraben und das Bad sowie die Küche des Bootshauses daran angeschlossen. In einem Moorgebiet einen Behälter zu vergaben, der – wenn er leer ist – nicht wieder „auftaucht“, bedurfte einiger lokaler Expertise und großem Gerät - nicht ganz unserer Devise folgend, wenig Aufsehen zu erregen. Doch mit vereinten Kräften ging alles gut.

Unsere Gäste fühlen sich wie zu Gast bei Freunden

So waren alle vermeintlichen Hindernisse überwunden und wir konnten uns voll auf den Ausbau des Bootshauses mit ökologischen Materialien, wie Hanf- und Holzwolle-Dämmstoff, Isofloc aus recyceltem Zeitungspapier und Lehmputz mit Lehm-Wandheizelementen konzentrieren.

Damit die zukünftigen Feriengäste unseres Bootshauses in Goldberg nicht nur mit dem Motorboot auf den Goldberger See fahren können – ein Anka (Abk. für Angelkahn) war beim Bootshaus dabei – brachten wir noch zwei Kajaks im Bootsraum unter. Denn beim Paddeln erlebten wir ja selbst den inspirierenden Moment der Faszination des Urlaubs auf dem Wasser. Und nichts ist schöner, als mit eigener Muskelkraft lautlos über einen See oder einen Fluss zu gleiten und die Schönheit des Naturparks Nossentiner Schwintzer Heide zu erleben.

Bei der Einrichtung unseres Bootshauses als Ferienhaus achteten wir besonders auf eine hochwertige und vollständige Ausstattung, sodass jeder Gast eine umfangreiche Grundausstattung an Kochutensilien, Sanitärartikeln, Büchern, DVDs und Ausflugstipps vorfindet. Das schönste Feedback was wir dazu bekamen, schrieb ein Gast aus der Hotelbranche:

„Als wir das Bootshaus an der Mildenitz betraten, fühlten wir uns sofort wie zu Gast bei Freunden.“

Wenn wir nun Gäste empfangen, die sichtlich vom Alltag gestresst ankommen, und wir sie nach ein oder zwei Wochen entspannt, gelassen und gut gelaunt wieder treffen, ist das genau der Moment, der den Kern unserer Motivation beschreibt – im Leben nachhaltig handeln.

„Ferien am Wasser“ empfiehlt für einen außergewöhnlichen Urlaub außerdem folgende reetgedeckte Bootshäuser am Teterower See:

Text: Tilo Budinger

Alle News