Der Weg zum eigenen Ferienhaus Teil 2
März 2020
Wir probieren es für euch aus. So beginnt Stefanie Rabe ihren Blog. Darauf berichtet die Berlinerin, wie sie sich zusammen mit ihrem Mann in ein Ferienhaus-Abenteuer gestürzt hat. Das Paar hat zwei Kinder und besitzt seit nunmehr zwei Jahren ein Haus am Stettiner Haff in Mecklenburg-Vorpommern. Aus dem einstigen Wohnhaus soll eine schicke Ferienimmobilie werden. Stefanie Rabe berichtet über die turbulente Sanierungszeit auf „Ferien am Wasser“.
Ich stehe an der Küchentür. Wenn ich hindurchgehe, komme ich in einen warmen, ordentlichen Raum. Die Möbel sind neu und der Fliesenspiegel glänzt. Vor mir breitet sich der niegelnagelneuer Vinylboden aus und der Blick auf die Tapete im offenen Wohnzimmer ist jedes Mal ein Vergnügen.
Wenn ich durch die Tür gehe, dann kommt es mir so vor, als hätten wir in den letzten 20 Monaten einiges geschafft. Wow, 20 Monate schon. Seit fast zwei Jahren also arbeiten wir an dem Haus, das wir zu einem Ferienhaus machen wollen. Vor rund einem Jahr haben wir hier schon einmal berichtet, wie es mit der Sanierung unseres Hauses aus den 80er Jahren läuft. Damals war ich – das muss ich zugeben – noch etwas optimistischer, was den Zeitpunkt der Fertigstellung anbelangt. Damals dachte ich, heute fertig zu sein. Ha! Daraus wurde leider nichts. Zum Zeitpunkt unseres letzten Berichtes hatten wir gerade den Abriss vollendet und freuten uns darauf, nun endlich an den Aufbau gehen zu können. Aber es kam, wie es kommen musste. Wir hatten die wohl wichtigste Bau-Lektion aus den Augen verloren: Es dauert immer länger als man denkt.
Zwar haben wir plangemäß den Aufbau in Angriff genommen, doch einige Dinge haben uns zeitlich doch sehr zurückgeworfen. Da waren diverse Infekte der Kinder und bei uns selbst, die uns einige Wochenenden gekostet haben. Da war unser mangelndes Können, das manche Aufgaben zur schier unüberwindlichen Hürde gemacht haben. Da war das leere Konto, das Eigenleistung zur Pflicht werden ließ. Da war der Elektriker, der einfach nicht auftauchte. Da war der zweite Elektriker, den wir unter allergrößten Mühen gesucht hatten und der uns zunächst wochenlang vertröstete und tatsächlich immer noch nicht fertig ist. Wir haben nun zwar im Wohnbereich alle Kabel gezogen und wieder verputzt, doch sind längst noch nicht alle Steckdosen verschraubt, alle Lampen funktionstüchtig und Lichtschalter parat. Den Keller hat der Gute noch gar nicht angerührt. Seit einem Jahr beschäftigt die Elektrik uns nun schon und ein Ende ist nicht in Sicht. Mindestens fünf Monate unseres Zeitplanes hat uns dies gekostet.
Ferienhaus-Sanierung kaum planbar
Aber zu tun hatten wir trotzdem genug. Die Küche zum Beispiel hat nun den oben erwähnten Fliesenspiegel bekommen. Die zelligen Fliesen in Meeresgrün lassen mich jedes Mal lächeln, wenn ich sie erblicke. In der Küche und im angrenzenden Wohnbereich haben wir inzwischen auch Vinyllaminat verklebt. Natürlich erst, nachdem wir den Boden mit einer dicken Schicht Ausgleichsmasse übergossen hatten, da er zuvor einer kleinen Mondlandschaft glich. Muss ich erwähnen, dass wir zunächst zu wenig Ausgleichsmasse gekauft hatten? „Fließt und Fertig“ war der Name der Ausgleichsmasse. Geflossen ist sie, fertig wurden wir erst nach zwei Wochenenden und wüsten Schuldzuschreibungen, wer nun falsch bzw. zu geizig kalkuliert hatte.
Egal, am Ende waren wir zufrieden. Ebenso wie mit den (mehr oder weniger, harhar) glatten Wänden, die wir über zwei Monate gespachtelt, geschliffen, gespachtelt und geschliffen haben. Die zahlreichen Unebenheiten, die es auf unserer ach so glatten Wand immer noch gibt, nennen wir jetzt einfach Landhauschic und schon stören sie nicht mehr. Wir hatten auch keine Lust, die Decke zu spachteln. Die sieht nun wahrlich sehr grob,…nein, pardon, charmant und lässig aus. Im sogenannten Terrassenzimmer, also dem Schlafzimmer mit Zugang zur Terrasse, läuft es sich auf dem neuen Laminat besonders gut. Der Blick fällt hier auf das neue Rattanbett und den alten Kleiderschrank aus den 20er Jahren, der zwar nicht restauriert, aber immerhin gereinigt wurde. Und am Abend kann man hier die Sterne beobachten. Soweit, so gut. Aber…
Aber wenn ich nicht durch die Küchentür gehe, sondern mich rückwärts wende, dann sehe ich nichts Neues, nichts Schönes, sondern nur Baustelle und Chaos. Das Kaminzimmer wartet zwar mit diversen Baumaterialien und unfertigen Wänden und Boden auf, aber mit keinem Kamin. Im unteren Schlafzimmer klebt immer noch der alte, einfach nicht lösbare Tapetenkleber der ursprünglichen Dämmtapete an den Wänden. Derzeit dient es allerdings ohnehin nur als Möbellager, also stört das wohl nicht. Störender ist, dass zwei von drei Schlafzimmern im Obergeschoss noch blanke Wände und Böden haben, die wieder ansehnlich gemacht werden wollen. Im unteren Flur fehlt sogar noch der Estrich.
Das Schlimmste, wirklich Allerschlimmste aber ist, dass wir immer noch keine Bäder haben. Keine Wellness-Dusche, keine Möglichkeit, den Kindern auf sanfte Art den Spielsand aus den Achseln zu spülen. Nur ein Klo mit Eimerspülung und Solardusche im Sommer und Waschlappen im Winter. Unten haben wir zwar zwei von vier Wänden des ehemaligen Gäste-Klos eingerissen und ein wenig versetzt wiederaufgebaut, damit eine zweite Dusche ins Haus kommen kann, aber viel mehr ist nicht passiert. Das steht jetzt ganz oben auf der To-Do-Liste. Dort steht es übrigens schon seit 20 Monaten…
Start der Vermietung um ein Jahr verschoben
Und insgesamt so…? Kann man ein Zwischenfazit ziehen? Ja, kann man. Das Haus ist jetzt deutlich schöner als vor einem Jahr. Mitten in dieser riesigen, chaotischen Baustelle gibt es jetzt kleine Inseln der Schönheit und des Komforts. Man kann ordentlich am Tisch speisen und muss danach nicht mal mehr das Geschirr mit der Hand spülen. Ich werde nach diesen 20 Monaten übrigens kein einziges Mal mehr im ganzen Leben von Hand spülen. Doch diese Information nur am Rande. Die Kinder sind gewachsen. Der Sohn versteht, dass manche Geräte gefährlich sind und man immer innerhalb der Grundstücksgrenzen spielen muss. Er passt auch schon hervorragend auf seine kleine Schwester auf. Diese hingegen muss jetzt nicht mehr permanent getragen werden, so dass man auch tagsüber mal eine Stunde ungestört arbeiten kann, während Bruder und Schwester miteinander spielen. Natürlich fangen sie dann irgendwann an zu streiten und der Rest der Arbeit muss doch wieder auf die Nacht geschoben werden, aber immerhin.
Unser handwerkliches Können wächst auch. Unterstützt durch diverse hilfreiche Freunde und Nachbarn haben wir uns einiges Wissen angeeignet, das wir vielleicht auch beim Erwerb und der Sanierung weiterer Häuser anwenden können. Überhaupt, die Unterstützung! Das ist eigentlich das Schönste am Sanieren auf dem Dorf: wir haben dort ganz wunderbare Nachbarn! Zusammen haben wir Zäune aufgestellt, Deckenkonstruktionen verbaut und buchstäblich Bäume ausgerissen. Wir sind mit ihnen zum ersten Mal im Leben Bagger gefahren und haben legale und illegale Möglichkeiten diskutiert, diverse wilde Katzen aus unserem Garten fernzuhalten. (Diskutiert, aber nicht umgesetzt, möchte ich an dieser Stelle betonen.) Sie haben uns mannigfaltiges Werkzeug, gute Ratschläge und offene Ohren geliehen. Auch Berliner Bekannte, die wir witzigerweise nur höchst selten in Berlin, dafür umso öfter am Haff treffen, haben uns schon unbezahlbare Hilfe geleistet. Dank unseres Bauarbeiter-Blogs www.howtoferienhaus.org haben wir auch online eine wunderbare Community getroffen. Viele motivierende und auch tröstende Worte haben wir von uns unbekannten, aber geschätzten Menschen bekommen. Was wäre das letzte Jahr ohne sie alle gewesen!
Unseren Vermietungsstart haben wir nun also um ein Jahr verschoben. Aber wir sind ziemlich sicher, dass uns die kommenden Monate – natürlich neben den obligatorischen Nervenzusammenbrüchen – auch wieder Freude bringen werden. Und darüber hinaus auch diese tiefe Befriedigung, wenn man etwas mit seinen eigenen Händen erschaffen konnte. Wir sind bereit.
Text und Fotos: Stefanie Rabe
Blog zum Projekt: howtoferienhaus.org
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