Wie ist die Qualität unserer Badegewässer?

Juni 2018

Mit dem Beginn des Sommers und der Urlaubszeit zieht es uns zum Baden ans Wasser. Bei großer Hitze bieten in Deutschland zahlreiche wunderschöne Seen, Flüsse und das Meer Gelegenheiten zur Abkühlung. Doch ist die Qualität des Wassers auch in Ordnung? „Ferien am Wasser“ hat dazu das Umweltbundesamt befragt – und interessante Antworten erhalten.

Wie ist, ganz allgemein, die aktuelle Qualität der Badegewässer in Deutschland?

Deutsche Badegewässer hatten in der Badesaison 2017, wie auch in der Saison 2016, eine überwiegend ausgezeichnete Wasserqualität. 98 Prozent der deutschen Badegewässer erfüllten die Qualitätsanforderungen der EG-Badegewässerrichtlinie und 91,4 Prozent wurden als „ausgezeichnet“ bewertet. Lediglich acht Badegewässer wurden von der Kommission mit „mangelhaft“ eingestuft.

Wie hat sich die Qualität der Badegewässer in den vergangenen Jahren geändert?

Die Qualität ist auf hohem Niveau stabil. Seit dem Jahr 2001 stuft die Europäische Union die Qualität von mehr als 90 Prozent der deutschen Badegewässer durchgehend als gut oder sehr gut ein.

Welche Unterschiede gibt es zwischen dem Meer, also der Nord- und Ostsee, den Flüssen und den Seen?

Von 32 Flussbadegewässern erhielten 24 die Note „ausgezeichnet“, 4 wiesen eine gute Qualität auf, jeweils 1 Flussbadegewässer wurde mit „ausreichend“ bzw. „mangelhaft“ bewertet und 2 Flussbadegewässer wurden 2017 neu angemeldet und erhielten daher noch keine Qualitätseinstufung.

Badegewässer an Seen machten mit 1889 gemeldeten Badegewässern das Gros aller gemeldeten Badegewässer 2017 aus. Davon hatten 1763 eine ausgezeichnete Qualität, 78 eine gute Qualität und 15 eine ausreichende Qualität. Lediglich 6 der 1889 Badegewässer an Seen wurden als mangelhaft eingestuft.

Die Badegewässerqualität der Küstenbadegewässer unterscheidet sich zwischen Nord- und Ostsee kaum und der Großteil der Badegewässer wurde mit ausgezeichnet eingestuft. Insgesamt gab es 2017 an Nord- und Ostseeküste 366 Küsten- und Übergangsbadegewässer. Davon erhielten 303 die Einstufung „ausgezeichnet“, 39 hatten eine gute und 14 eine ausreichende Badegewässerqualität. Lediglich 1 Badegewässer an der Ostsee erhielt die Note „mangelhaft“.

Mehr als 1.000 Gewässer mit ausgezeichneter Qualität

Welcher See, welcher Fluss und welche Badestelle am Meer hat das beste Badewasser in Deutschland - und warum?

In Deutschland gibt es mehr als tausend Badegewässer mit ausgezeichneter Badegewässerqualität und somit vermutlich über hundert, die sich den ersten Platz als bestes Badegewässer teilen würden. Daher kann dazu keine Angabe gemacht werden.

Welche Gewässer sind nicht so gut oder gar nicht zum Baden geeignet und warum nicht?

In der Saison 2017 wurden 8 der 2287 Badegewässer mit mangelhaft eingestuft und sind somit zum Baden nicht geeignet. Das sind in Bayern der See Freigericht Ost (Wasserwacht) und der Satzdorfer See, in Hessen der Werratalsee (Südufer), in Sachsen die Blaue Adria (geschlossen ab Badesaison 2018), in Sachsen-Anhalt das Strandbad Reinsdorf, in Brandenburg die Spree an der Spreelagune in Lübben, in Mecklenburg-Vorpommern Strelasunt/Tremt (geschlossen für die Saison 2018) sowie in Baden-Württemberg der Badesee Goldscheuer.

Was sind die Probleme der Badestellen mit schlechterer Qualität?

Ein Badegewässer wird als mangelhaft eingestuft, wenn bei den genommenen Wasserproben (mehrfach) eine erhöhte fäkale Belastung festgestellt wurde und dadurch die in der Badegewässerrichtlinie angegebenen Werte für die Bakterien E. coli und Enterokokken für eine ausreichende Badewasserqualität überschritten werden. Dies deutet auf eine erhöhte fäkale Belastung des Badegewässers hin. Das kann unterschiedliche Ursachen haben. Häufig handelt es sich um Abwasser-, Regenwassereinleitungen oder Mischwasserüberläufe sowie Abschwemmungen aus mit Gülle gedüngten landwirtschaftlichen Flächen bei Starkregenfällen.

Wie wird die Qualität der Badegewässer festgestellt und woran genau macht sich die Qualität fest?

Für die Qualitätseinstufung von Badegewässern werden Messdaten aus den vergangenen vier Jahren herangezogen. Es gibt vier Qualitätseinstufungen: ausgezeichnet, gut, ausreichend und mangelhaft. Die Werte für ausgezeichnete, gute und ausreichende Badegewässer in den Tabellen der EG-Badegewässerrichtlinie beziehen sich auf mindestens 16 Messwerte aus vier Jahren. Sie werden mittels einer mathematischen Formel ausgewertet.

Nicht mit Magen-Darm-Krankheiten ins Wasser gehen

Wie oft wird die Wasserqualität kontrolliert und wer macht das?

Die Überwachung der Badegewässer erfolgt durch die zuständigen Behörden der Länder. Für jedes Badegewässer wird vor Beginn der Badesaison eine Wasserprobe untersucht und anschließend werden während der Badesaison mindestens monatlich weitere Proben untersucht.

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Wo können sich Badende über die Qualität der Gewässer informieren?

Die Bundesländer informieren einerseits auf ihren Internetseitenseiten zur Qualität ihrer Badegewässer. Dort sind in der Regel auch aktuelle Messwerte der Badegewässer aufgelistet. Das Umweltbundesamt hat dazu auf seiner Internetseite eine Übersichtskarte erstellt. Anhand von Badegewässerprofilen, die für jedes Badegewässer erstellt werden müssen, werden zudem mögliche Verschmutzungsquellen genannt und ob das Badegewässer z.B. anfällig für eine verstärkt auftretende Blaualgenblüte ist. Außerdem geben die zuständigen Behörden auf diesem Wege aktuelle Hinweise zur Qualität des Badegewässers. Andererseits wird am Badegewässer selbst über die Badegewässerqualität informiert.

Was sollten Badende tun und beachten, um der Wasserqualität nicht zu schaden?

Hygienevorschriften, wie sie in gechlorten Hallen- und Freibädern zu beachten sind, gibt es für natürliche Badegewässer nicht. Dennoch sollte auf das Baden verzichtet werden, wenn man an einem Infekt des Magen-Darm-Trakts leidet, da so Bakterien und Viren in das Badegewässer eingetragen werden können, die andere Badende gefährden könnten.

Wie viele Badegewässer und Badestellen gibt es in Deutschland?

Die EG-Badegewässerrichtlinie definiert lediglich den Terminus „Badegewässer“ und zwar als ein „[…]Abschnitt eines Oberflächengewässers, bei dem die zuständige Behörde mit einer großen Zahl von Badenden rechnet und für den sie kein dauerhaftes Badeverbot erlassen hat oder nicht auf Dauer vom Baden abrät […]“. So können an einem See oder einem Fluss mehrere Badegewässer liegen. Bestes Beispiel hierfür ist der Bodensee, für den 69 EU-Badegewässer in der Saison 2017 gemeldet wurden. Insgesamt wurden in der Badesaison 2017 in Deutschland 2287 Badegewässer an Nord- und Ostsee, Seen und Flüssen gemeldet.

Weiterführende Informationen

Interview: Björn Menzel

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