Der Moorbauer – Pop-up-Restaurant in Mecklenburg

Juni 2019

Wer angekommen ist, möchte nie wieder weg. Denn der Ort hat etwas Mystisches, etwas Einmaliges. Mitten im Moor in der Mecklenburgischen Schweiz befinden sich zwei geduckte Katen direkt am Wasser. Vor ihnen fließt die Peene, ringsherum nichts als Natur. In wenigen Metern beginnt der Kummerower See. Hier im Nirgendwo hat Pfingsten 2019 nach vielen Jahren Leerstand wieder ein Restaurant eröffnet. Doch es ist keine gewöhnliche Lokalität. Es handelt sich um den Moorbauer.

Schon die Anreise ist ein besonderes Erlebnis. Gäste können das Restaurant nicht auf dem Landweg erreichen. Wer zum Moorbauer möchte, muss über den Fluss setzen. Das geht entweder mit der kleinen Fähre. Die kommt zufällig oder immer dann, wenn der Besucher auf dem Steg am anderen Ufer eine kleine Klingel betätigt. Die zweite Möglichkeit sind Tretboote in Schwanenform. Die großen Plastiktiere warten auf den Wellen hüpfend im Hafen. Der Gast schnappt sich einen Schwan und gelangt mit eigener Muskelkraft über das Wasser.

Hochwasser macht Restaurant zu schaffen

Viele Jahre stand der Moorbauer leer und verlassen im Moor. Die bisherigen Betreiber waren gescheitert – auch an den ständigen Überflutungen des Gastraumes. Immer dann, wenn die Peene Hochwasser trug, stand der Moorbauer unter Wasser. 2012 zogen die bislang letzten Betreiber aus. Die neuen Eigentümer sind Mi Spirandelli und Lars Grünwoldt. Sie sind mit der Vision gestartet, dem Ort wieder Leben einzuhauchen. Mehrere Jahre kümmern sie sich um Fördermittel, werkeln an den Gebäuden und suchen nach passenden Lösungen gegen die Bedenken von Behörden.

Denn der Moorbauer ist nicht nur Kult, sondern ein historisch wichtiger Ort für die morastige und wasserreiche Gegend zwischen dem Malchiner und Kummerower See. Wer sich mit dem Paddelboot aufmacht, kann die überfluteten Torfstiche befahren. Was heute ein Paradies für Flora und Fauna ist, war vor Jahrzehnten die Lebensgrundlage der Torfstecher. Vermutlich bereits vor dem Weltkrieg errichteten sie den Moorbauer – wohl als ein Versuch, im Moor siedeln zu können. Später kamen der Überlieferung nach Flüchtlinge in das Wohnhaus.

Pop-up: Jährlich wechselnde Betreiber

Die erste Moorbaurerin war Mutter Schwarz. Sie bereitete den Besatzungen der vorbeifahrenden Boote etwas zum Essen und Trinken. So entstand nach und nach eine Ausflugsgaststätte im Moor. Die Wiedereröffnung Pfingsten 2019 war ein großes Fest mit vielen vielen Besuchern. Vor allem Ältere erinnerten sich noch an lebendige Zeiten im Moorbauer und kamen, um den Moorbauer wieder erleben zu dürfen. Der Steg reichte kaum aus, um die zahlreichen haltenden Boote aufnehmen zu können. Musik spielte, Volksfeststimmung im Torf.

Die beiden neuen Inhaber betreiben allerdings den Moorbauer nicht selbst. Sie haben aus dem Lokal ein sogenanntes Pop-up-Restaurant mit wechselnden Betreibern gemacht. Jeweils für eine Saison kann ein Pächter das besondere Ausflugsziel übernehmen und mit einem eigenen Konzept bewirtschaften. In der ersten Saison ist das der Koch Lutz Bornhöft mit seinem Team, der zuvor in Hamburg seine Gäste bewirtete. Er setzt auf eine Mischung aus bodenständiger einheimischer Küche, die modern interpretiert ist. So lässt sich bei Matjes, Kartoffelsalat und Weißweinschorle ein Sommertag am Wasser genießen.

Kurzum: Der Moorbauer ist der „Ferien am Wasser“-Sommertipp 2019.

Übernachtungen in der Nähe des Moorbauern: Bootshaus am Teterower See & Fuchsbau am Kummerower See

Text: Björn Menzel

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