Private Vermieter wollen eigenen Verband gründen
Dezember 2020
Private Vermieter von Ferienhäusern und Ferienwohnungen trifft die Corona-Krise hart. Da sie ihre Unterkünfte zumeist im Nebenerwerb vermieten, bekommen sie bislang keine staatlichen Unterstützungen für Ausfälle durch die Beherbergungsverbote. Das ist ein Grund von mehreren, warum sich jetzt ein eigener Interessens-Verband der Vermieter von Ferienhäusern und Ferienwohnungen gründen möchte. Wir haben mit dem Initiator, Daniel Rousta, gesprochen.
Ferien am Wasser: Sie regen an, einen eigenen Verband für private Ferienhaus- und Ferienwohnungsvermieter zu gründen. Können Sie kurz erklären, warum?
Daniel Rousta: Eigentümer und Vermieter von Ferienimmobilien sind in Deutschland bislang überhaupt nicht organisiert und folglich mit ihren Interessen auf politischer Ebene nicht vertreten. Dies hat schon in der Vergangenheit immer wieder dazu geführt, dass Entscheidungen an dieser Gruppe vorbei gefällt wurden. Besonders dramatisch wird dies jedoch im Moment durch das Beherbergungsverbot wegen der COVID-19-Pandemie deutlich. Es mag gute Gründe geben, das Reisen einzuschränken – aber es kann nicht sein, dass eine so wichtige Säule des Inlandstourismus dabei von allen staatlichen Hilfen ausgegrenzt wird, während Konzerne wie TUI und Lufthansa mit immer neuen Milliardenhilfen gerettet werden. Hier geht es um eine ganze Branche, hinter der tausende Einzelschicksale stehen. Für viele Vermieter ist die Ferienwohnung wichtiger Bestandteil der Alterssicherung.
Wer sollte sich angesprochen fühlen, mitzumachen und wo können sich Interessenten melden und informieren?
Jede und jeder, der eine Ferienimmobilie besitzt und/oder vermietet, soll sich angesprochen fühlen. Unser Verband wird umso erfolgreicher sein, je mehr Menschen wir vertreten. Eine erste Anlaufstelle ist die Website unter www.fewo-verband.de. Wer sich dort registriert, den halten wir über alle weiteren Schritte auf dem Laufenden.
Wie ist die bisherige Resonanz auf Ihre Idee?
Mit einem Wort: Überwältigend! Ob unter befreundeten Vermietern oder auf Facebook, wo ich das Vorhaben gestern (am 8. Dezember 2020) bekannt gemacht habe – die einhellige Reaktion lautet: „Sowas müsste es längst geben, ich bin dabei!“. Bekanntlich ist nichts so stark, wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Und es ist höchste Zeit für eine Allianz der Eigentümer von Ferienwohnungen und Ferienhäusern in Deutschland. Deshalb gründen wir genau jetzt!
Idee zur Verbands-Gründung kam im ersten Lockdown
Seit wann arbeiten Sie an der Verbandsgründung und was sind Ihre nächsten Schritte?
Die Idee kam mir während des ersten Lockdowns im Frühjahr. Die Einnahmen aus meiner Ferienwohnung brachen weg und ich stellte schon damals fest, dass die staatlich versprochene Soforthilfe nicht greift. Den Ärger darüber habe ich verarbeitet, indem ich mich in die Themen der Fewo-Branche eingelesen habe. Dann kam die Öffnung zu Sommerbeginn und – seien wir ehrlich! – für nicht wenige von uns wurde es unterm Strich doch noch ein einigermaßen erfolgreiches Jahr. Viele Menschen haben Urlaub im eigenen Land gemacht und damit unsere Auslastung fürs Erste gerettet. Aber ich bin überzeugt, dass Corona und ein wachsendes Umweltbewusstsein das Reisen in Zukunft nachhaltig verändern werden. Inlandstourismus wird deutlich zunehmen und wir als Anbieter von Ferienwohnungen und Ferienhäusern sind dabei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Diesen Trend zu begleiten und zu verstärken wird die Hauptaufgabe des neuen Verbandes sein. Ich will unbedingt die Vereinsgründung noch vor Weihnachten hinbekommen, da hilft mir zum Glück ein Anwalt, der das auch in diesen Zeiten per Videochat und schriftlichen Vollmachten der Gründungsmitglieder irgendwie möglich macht – physische Treffen, wie sie das Vereinsrecht an sich vorschreibt, sind ja ausgeschlossen. Die Satzung haben wir mittlerweile so gut wie fertig. Sobald wir „in Gründung“ sind, also nach der Versammlung aber schon vor Eintragung ins Vereinsregister, werden wir Mitglieder aufnehmen können. Der Beitritt ist dann über die Website möglich. Neben der Aufbauarbeit werden wir uns dann im Bundestagswahlkampf schon an alle Kandidaten und Abgeordneten wenden und Wahlprüfsteine an die Parteien richten. Mitte 2021 möchte ich, dass unser Verband mindestens 1.000 Mitglieder hat, dann haben wir eine Zukunft.
Welche Dinge wollen Sie als erstes als Verband anpacken?
Ich habe schon einmal einen Verband gegründet und aufgebaut. Daher weiß ich: Das allerwichtigste ist die organisatorische Basis. Hier setze ich von Anfang an auf webbasierte Tools für die Mitgliederverwaltung, Kommunikation intern wie extern sowie die Vernetzung mit der Politik, Medien und anderen Verbänden. Auch wenn wir jetzt ganz klein gründen, muss unsere Struktur schnell skalierbar sein. Sobald es Sinn macht, Landesverbände zu etablieren oder in Brüssel Präsenz zu zeigen, muss das von heute auf morgen mit einem Laptop vor Ort möglich sein.
Thematisch werden natürlich die Corona-Folgen noch eine Weile dominieren. Aber wir verengen keinesfalls den Verband auf dieses Thema. Corona-Leugner und Verschwörungstheoretiker haben hier nichts verloren, um das ganz klar zu sagen! Mir ist wichtig, die Bedeutung der Branche als eine ganz wesentliche Säule des Inlandstourismus bekannt zu machen. Politisch ist dabei ein wichtiges Argument, dass die Wertschöpfung zum allergrößten Teil im Land bleibt. Auch nachgelagerte Dienstleistungen wie Vermittler und Reinigungskräfte schaffen Arbeitsplätze in oft ansonsten eher strukturschwachen Regionen. Hier kann man viel Imagepflege betreiben, ohne das Blaue vom Himmel herunter zu erzählen.
Viele Themen der Ferienhaus-Vermieter ansprechen
Welche Themen stehen mittelfristig auf der Agenda?
Mir schwebt nicht nur ein politischer Lobbyverband vor, sondern vielmehr eine starke Branchenvertretung, die jeden Einzelnen von uns bei Erwerb, Finanzierung, Einrichtung, Unterhalt, Vermietung und letztlich sogar Veräußerung unterstützen kann. Warum sind beispielsweise die Zinsen bei der Finanzierung einer Ferienimmobilie höher als bei einer selbst genutzten? Darüber will ich mit Bausparkassen und Bankenverbänden reden. Wie können wir Einfluss auf den Ferienkorridor nehmen, damit die Hauptsaison verlängern und noch mehr Menschen einen nachhaltigen, preiswerten Familienurlaub im eigenen Land ermöglichen? Was sind faire Leitplanken im Verhältnis zwischen Vermietern und Buchungsplattformen – vielleicht so etwas wie ein „Branchentarifvetrag“ für Provisionen? Welche Richtlinie aus Brüssel macht Sinn und welche erschwert uns unnötig unser Geschäft? Ich bin sicher: Die Themen gehen uns nicht aus. Die Schwierigkeit wird eher darin bestehen, den Ansprüchen zu Beginn mit schmalem Budget gerecht zu werden.
Wie möchten Sie sich als Verband für die Themen einsetzen?
Indem wir zunächst die gemeinschaftlichen Themen im Verband erfragen und ausarbeiten. Die Ergebnisse nutzen wir dann im Rahmen des Austauschs und der Kommunikation mit Politik, Medien und Gesellschaft.
Warum gibt es eigentlich bisher noch keinen Verband für private Vermieter von Ferienwohnungen und -häusern?
Ganz ehrlich: Das weiß ich nicht und es hat mich auch sehr gewundert, als ich dies im Frühjahr festgestellt habe.
Und zum Schluss: Was raten Sie aktuell privaten Vermietern, um durch die Coronakrise zu kommen?
So bitter es klingt: Rechnen Sie nicht mit einer schnellen Öffnung. Uns steht in den nächsten Wochen eher eine Verschärfung des Lockdowns bevor. Sollte dies erfolgreich sein, die Infektionszahlen irgendwann im Januar oder Februar nach unten gehen, dann können wir den Blick hoffentlich auf Ostern 2021 richten. Bis dahin müssen wir den Kopf finanziell irgendwie über Wasser halten. Sprechen Sie mit ihrer Bank über eine Stundung der Kreditraten, sprechen Sie Landes- und Bundespolitiker an und schildern Sie Ihre Situation. Ich weiß, das sind keine Patentrezepte – aber wer die in diesen Zeiten anbietet, ist ein Scharlatan.
Vielleicht ein ganz praktischer Tipp, der bei mir nach dem ersten Lockdown gut funktioniert hat: Schreiben Sie Ihren Gästen aus den letzten zwei, drei Jahren zu Weihnachten eine Karte und laden Sie sie für den Sommer ein. Ich glaube, nach all dem was die Menschen wegen Corona durchgemacht haben, sehnen sich viele nach Vertrautheit und einem Ort, wo sie sich wohlfühlen: Ihre Ferienwohnung oder Ihr Ferienhaus!
Sehr vielen Dank ihr das Gespräch!
UPDATE: Am 28. Dezember ist in Berlin der Verband der Eigentümer von Ferienwohnungen und Ferienhäusern gegründet worden. Infos zum neuen Verband stehen auf der Webseite www.fewo-verband.de.
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Interview: Björn Menzel, Fotos: Nanna Heitmann, Björn Menzel
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