Ferienhäuser mit eigener Elektro-Ladestation

Mai 2021

In Deutschland werden immer mehr Elektroautos verkauft. Die Akzeptanz steigt mit der Reichweite sowie mit einem ausreichenden Netz aus Ladesäulen. Investieren Hersteller, Versorger und Kommunen schon kräftig in neue E-Tankstellen, sieht es in der Ferienhaus-Branche noch übersichtlich aus. Wir sprechen mit Stefan Lochner. Er betreibt selbst eine Ferienwohnung inklusive E-Ladestation und erklärt die derzeitigen Chancen und Risiken für Urlaubs-Gäste und Vermieter.

Ferien am Wasser: Sie betreiben eine Fewo an der Ostsee im schönen Rerik. Ihre Gäste können ihr E-Fahrzeug direkt an Ihrer Ferienwohnung auftanken. Seit wann haben Sie das Angebot und wie wird es angenommen?

Stefan Lochner: Wir haben schon beim Bau unserer Ferienwohnung die Installation einer Ladestation mitgeplant und die Ladestation mit Eröffnung im Sommer 2018 in Betrieb genommen. Im Ostseebad Rerik gibt es keine öffentliche Ladestation, somit wollten wir die Möglichkeit schaffen, dass auch andere Besucher des Ostseebades bei uns laden können. Das hat gleichzeitig einen Werbeeffekt, denn unsere Gäste laden kostenlos. Jeder andere, der bei uns lädt, sieht die Werbung für unsere Ferienwohnung auf der Ladestation. Gleich im ersten Jahr haben wir durch die Lademöglichkeit Buchungen generiert, die wir vielleicht so nicht bekommen hätten. Aber man muss ehrlich sagen, belastbare Zahlen und eine bessere Auslastung durch die steigenden Verkaufszahlen von Elektroautos, hat uns Corona vermiest. Man merkt jedoch zunehmend, dass dieses Ausstattungsmerkmal nachgefragt wird.

Wie sind Sie auf die Idee mit der eigenen E-Ladesäule gekommen?

Die Idee hatte meine Frau. Als wir uns nach dem Kauf mit der Ausstattung und Gestaltung unserer Ferienwohnung beschäftigt haben, brachte meine Frau diesen Punkt in unsere Ideensammlung ein. Wir wollten nachhaltigen Urlaub anbieten und da passt eine Ladestation perfekt ins Bild.

Was muss ein Vermieter beachten, der auch eine eigene Ladesäule für seine Gäste einrichten möchte?

Ich will niemanden abschrecken, aber da gibt es tatsächlich einiges, je nachdem, was man den Gästen anbieten will. Eine Musterlösung gibt es nicht. Ich empfehle, sich mit einem Elektriker des Vertrauens zuerst zu besprechen, welche Ladeleistung ihr Netzanschluss und die Hausinstallation erlauben. Gibt es Platz im Zählerschrank für zusätzliche Sicherungen und ggf. einen zusätzlichen Zähler? Grundsätzlich reicht einem Elektroautofahrer aber auch eine ordentlich installierte und abgesicherte 230V Steckdose.

Eine Ladeleistung von 11 kW ist in jedem Fall ausreichend, denn selbst ein großer Akku wird damit bequem über Nacht voll. Will man die Ladestation auch öffentlich betreiben, kommen noch einige Details, die man beachten muss, dazu. Wer dazu Fragen hat, kann sich gerne bei mir melden oder in unserer Facebook-Gruppe fragen.

Gibt es für die Installation von E-Tankstellen Unterstützung vom Staat oder andere Förderprogramme?

Hier muss man unterscheiden. Für eine Ladestation nur für Gäste der eigenen Ferienwohnung gibt es keine Förderung. Im Gegenteil, die Förderung im Rahmen des KfW-Programms ist für Ferienobjekte explizit ausgeschlossen. Will man seine Ladestation auch für die öffentliche Nutzung freigeben, gibt es tatsächlich ein Förderprogramm, das aber zum Teil sehr hohe Hürden setzt. Ich rate dazu, eine Kosten-Nutzen-Analyse zu machen. Geld verdient man mit einer Ladestation nicht. Wo man sparen kann, ist beim Strom. Hier gibt es extra Stromtarife für Betreiber von Ladestationen. Die günstigsten Trike bekommt man aber nur mit separatem Zähler.

Wer zahlt den verbrauchten Strom, Sie als Vermieter oder Ihre Gäste, die tanken?

Unsere Gäste laden kostenlos. Den Kosten für die Ladung übernehmen wir. Ein vollgeladener Wagen kostet keine 30 Euro, Geld, das wir z.B. bei der Werbung wieder einsparen. Andere Besucher des Ostseebades können über einen Zahlungsanbieter kostenpflichtig laden. Sie müssen dafür einen QR-Code scannen oder eine App benutzen.

Viel Aufwand und Kosten für den Vermieter, aber hat er auch einen Nutzen von dem Zusatzangebot?

Ja, die Investitionskosten sind unter Umständen nicht ohne. Aber wie anfangs schon bemerkt, meistens reicht eine Steckdose, die allerdings vom Elektriker für diesen Zweck freigegeben sein sollte. Eine 11 kW-Wallbox gibt es schon für rund 500 Euro, je nach Leistungslänge für die Installation noch einem 500 Euro. Als Gegenwert bekommt man den gewissen Vorteil, den andere Ferienwohnungen und -häuser nicht haben. Ich suche z.B. in den gängigen Reiseportalen (nicht alle bieten die Suche nach Lademöglichkeiten an) nach Unterkünften mit diesem Extra. Da immer mehr Elektrofahrzeuge verkauft werden, steigt automatisch auch die Nachfrage nach Unterkünften mit Lademöglichkeiten.

Hinweis: Auf „Ferien am Wasser“ können Gäste in der Suche gezielt nach Unterkünften mit E-Ladestationen suchen.

Was schätzen Sie, wie viele Fewos bereits mit Ladesäulen ausgestattet sind?

Das ist schwer zu sagen. Zum einen ist die Suche nach Ferienwohnungen mit Lademöglichkeit noch sehr eingeschränkt, zum andere haben viele Vermieter noch Bedenken gegen Elektromobilität. Ich denke, das wird sich ändern, wenn die Elektromobilität noch mehr zu unserem Alltag gehört.

Sollte eine Elektro-Tankstelle schon jetzt zum Standard eines guten Ferienhauses gehören?

Ich meine ja. Wir würden nicht mehr ohne Lademöglichkeit buchen.

Sie betreiben selbst eine Facebook-Gruppe zum Thema. Welche Fragen werden dort vor allem diskutiert?

Zum einen informieren sich dort Fahrer von Elektrofahrzeugen über Urlaubmöglichkeiten oder schildern ihre Urlaubsreisen im E-Auto. Noch immer läuft dabei nicht immer alles glatt. Zum anderen gibt es schon einige Vermieter, die sich dort informieren, welche Ladestation empfohlen wird oder was zu beachten ist. Die Resonanz auf die Gruppe ist noch nicht so groß, aber auch das wird zunehmen. Gerne stelle ich mich auch dort allen Fragen, die Gastgeber rund um die Elektromobilität haben.

Wo können sich Urlaubsgäste informieren oder spezielle Unterkünfte mit Ladesäulen finden?

Derzeit kenne ich außer den gängigen Suchmaschinen im Netz tatsächlich nur sehr wenige Portale, auf dem man gezielt suchen kann. Um aus der FB Gruppe ein eigenes Portal „Urlaub mit Elektroauto“ werden zu lassen, fehlt mir ein wenig die Zeit, aber das steht noch auf meiner Agenda.

Welchen Tipp haben Sie für Urlauber, die mit einem E-Auto unterwegs sind?

Nun, man sollte nicht naiv auf die Reise gehen. Je nach Reiseland sollte ich entsprechende Apps oder Ladekarten parat haben und die Reise in Routenplanern fürs Handy vorplanen. Dabei ist immer ein Puffer einzuplanen, sollte eine Ladestation mal defekt sein. Den klassischen Reservekanister hat ein Elektroauto nicht im Kofferraum. Ansonsten mit viel Gelassenheit reisen. Je nach Reichweite des Autos rund alle 2h einen Ladestopp einplanen. Vielleicht auch mal abseits der Autobahn, so dass man während der 30- bis 60- minütigen Ladepause, je nach Auto, spazieren gehen oder eine Tasse Kaffee genießen kann. Seit ich Kinder habe, bin ich eh nur noch selten länger als 2 Stunden durchgefahren.

Sehr vielen Dank ihr das Gespräch!

Interview: Björn Menzel, Fotos: Stefan Lochner

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