Ferienhaus-Vermietung bei steigenden Energiepreisen

Oktober 2022

Von den steigenden Energiepreisen für Gas und Strom sind auch Vermieter von Ferienhäusern und Ferienwohnungen betroffen. Wir von „Ferien am Wasser“ geben Tipps, wie Ferien-Vermieter mit den hohen Energiekosten umgehen können. Eine Ferienhaus-Expertin erklärt, warum und wie Vermieter ihre Unterkunft möglichst auch in der Nebensaison weiter vermieten und nicht im Winter schließen sollten.

Vermieter wollen wegen Energiepreisen Ferienhäuser im Winter schließen

Die ersten Vermieter denken darüber nach, ihr Ferienhaus in der Wintersaison zu schließen. Schuld sind die stark gestiegenen Energiepreise für Strom und Gas. Einige Vermieter haben sich sogar schon dazu entschieden, ihre Fewo in der kalten Jahreszeit zu schließen. Der Grund ist ganz einfach: Die hohen Kosten für die Heizung und den Strom werden kaum von den Einnahmen aus der Vermietung gedeckt. Da lohnt es sich nicht, das Ferienhaus im Winter zu betreiben.

Angebot für Ferien-Vermieter: Ein Inserat auf dem Urlaubsportal „Ferien am Wasser“

Vor allem Häuser, die oft nur an Wochenenden vermietet werden, haben es schwer. Wer für zwei vermietete Nächte in der Woche die Ferienwohnung heizen muss, hat am Monatsende mehr Aufwand als Gewinn. So lautet die jetzt oft angestellte Rechnung. Dann lieber vielleicht doch ganz auf die Vermietung verzichten? Nicht unbedingt! Wir geben Tipps, wie Ferien-Vermieter mit der Energiekrise umgehen können und haben dazu mit Vermietungs-Expertin Annik Rauh gesprochen.

Expertin rät: Gäste auch im Winter anlocken

Frau Rauh, Sie kennen eine Reihe Anbieter, warum stellen Vermieter im Winter wegen der Energiepreise ihre Vermietung ein?

Annik Rauh: Viele Fewo-Vermieter glauben, dass ihnen die Gäste davonlaufen, wenn sie angesichts der Kostenexplosion die Preise erhöhen. Sie glauben auch, dass nur außergewöhnlich schöne Wohnungen richtig gute Erträge einbringen. Dabei ist beides ein fatales Missverständnis. Ferienwohnungen wurden in der Vergangenheit häufig viel zu günstig und zu lange im Voraus vermietet. Das fällt den Vermietern jetzt schmerzhaft auf die Füße. Ich habe den Eindruck, dass hier weniger mit dem Taschenrechner und mehr aus dem Bauch heraus entschieden wird. Selbst die gestiegenen Energiekosten fallen bei einer gesunden Preiszusammensetzung viel weniger ins Gewicht, als viele Vermieter befürchten.

Sollten Vermieter wegen steigender Energiepreise ihre Ferienhäuser und Ferienwohnungen im Winter schließen?

Das sollte wirklich die allerletzte Lösung sein.

Welche Gründe sprechen Ihrer Meinung nach für eine durchgehende Vermietung?

Auch ein ungenutztes Ferienhaus muss regelmäßig kontrolliert und gepflegt werden. Das erzeugt laufende Kosten - so oder so. Dabei ist es mit einer zielgruppengerecht aufgesetzten Marketingstrategie überraschend einfach, Gäste auch in der Nebensaison anzulocken und damit rund ums Jahr verlässliche Einkünfte zu erwirtschaften. Kurzum: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Vermietung auch in der kalten Nebensaison lohnt, ist sehr hoch.

Welchen Tipp haben Sie für Vermieter, um mit den steigenden Kosten klar zu kommen?

Grundsätzlich abraten würde ich von der Einzelabrechnung. Der Aufwand steht in keinem Verhältnis und die Nachzahlung wirkt sich negativ auf die Bewertung aus. Außerdem sind solche nachträglichen Aufschläge bei bestehenden Reservierungen eine Steilvorlage für einen Rechtsstreit.

Stattdessen würde ich mich darauf konzentrieren, das eigene Angebot so attraktiv darzustellen wie möglich. Denn wenn die Fewo zu einem höheren Preis locker gebucht wird, erledigt sich die Sorge um Energiekosten von selbst. Und gerade beim Punkt Angebotsdarstellung haben ganz viele Fewo-Vermieter noch ein enormes Potential. Allein ein paar kleine Änderungen im Inserat können ausreichen, damit endlich auch bei Nieselwetter die Kasse klingelt.

Was können Vermieter tun, um Energie zu sparen?

Sie können zum Beispiel smarte Heizkörperventile und Fensterkontakte nachrüsten. Damit sieht der Vermieter auf seinem Smartphone, ob ein Fenster gekippt ist und welche Temperatur in den Räumen herrscht. Super wichtig, falls die Reinigungskraft nach der Abreise ein Fenster offenlässt! Ein weiteres Plus: Die Heizung stellt sich bei geöffneten Fenstern automatisch aus. Der Gast kann also gar nicht übermäßig heizen. Dabei sollte die Raumtemperatur weiterhin generös bleiben - also rund 23°C. Ansonsten kommen manche Gäste schnell auf seltsame Ideen - z.B. indem sie mit dem Backofen heizen oder mitgebrachte Heizlüfter laufen lassen. Wassersparende Duschköpfe und energiesparende Geräte sind ebenfalls eine gute Idee.

Wie können Vermieter von Ferienhäusern und Fewos ihre Gäste zum Energiesparen anregen?

Am besten gar nicht! Denn selbst der netteste Hinweis erzeugt bei vielen Gästen eher eine Trotzhaltung nach dem Motto: „Jetzt hab ich schon bezahlt - und soll trotzdem sparen?“ Auch Münzzähler an Saunatüren oder Waschmaschinen sind ein Urlaubsstimmungskiller, der im Unterbewusstsein der Gäste unvorhersehbare Reaktionen hervorrufen kann. Damit meine ich: Offensichtliche Sparsignale rächen sich gern an anderer Stelle. Zum Beispiel durch Beschwerden über Kleinigkeiten oder durch weniger Achtsamkeit im Umgang mit dem Inventar bis hin zum Diebstahl.

Dabei geht es viel sanfter: Indem man von Anfang an eine entspannte und vertrauensvolle Gästebeziehung herstellt, hat man einen großen Einfluss auf das Verhalten der Gäste. Ziel ist, dass sich die Gäste so verhalten, wie sie es auch bei ihren Freunden täten. Da würde man ja auch nicht ewig duschen oder bei offenem Fenster heizen - obwohl man dort auch nicht extra dafür bezahlt. Und keine Sorge: Niemand muss dafür den Gästen um den Hals fallen oder mit ihnen ein Bier trinken gehen.

Wie das funktioniert, erklärt Annik Rauh ausführlich in ihrem Podcast sowie in ihren Online-Kursen für Ferienhaus-Vermieter.

Annik Rauh ist Expertin für die erfolgreiche Vermietung von Ferienimmobilien. Auf Basis ihrer 20-jährigen Erfahrung mit Gästen zeigt sie Vermietern, wie sie auch für die Nebensaison mehr Buchungen erhalten. Von netten Gästen, die gern einen höheren Preis bezahlen. Daneben lernen Vermieter bei ihr auch, wie man zuverlässige Reinigungskräfte findet und wie man die Sauberkeit aus der Ferne kontrolliert. Mehr über Annik Rauh finden Sie hier.

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Text: Björn Menzel, Foto: Stefan Specht

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